Das Forum Eine Welt und der Ausschuss Sicherheit und Frieden des SPD-Bezirks Hessen-Süd haben am 15. Januar 2017 zu einer Diskussionsveranstaltung zum Thema Nordkorea eingeladen. Als Referenten für den Abend konnten die Genossinnen und Genossen Johannes Pflug gewinnen. Fünfzehn Jahre lang saß der Duisburger für die SPD im Deutschen Bundestag und vertrat die Partei im Auswärtigen Ausschuss. Sein Zuständigkeitsbereich: China und Korea. Pflug war selbst elf Mal in Nordkorea und hat an den Sechsparteien-Gesprächen von Politikern, politischen Stiftungen und Thinktanks teilgenommen. Er war ein gesuchter Gesprächspartner in den betroffenen Staaten.

Gut 50 Personen waren der Einladung gefolgt und wurden zunächst von der Vorsitzende des Forums Eine Welt und ehemalige Bundestagsabgeordnete Uta Zapf in das Thema Nordkorea und seine atomaren Ambitionen eingeführt. Dann hatte Johannes Pflug das Wort und berichtete anhand eines Bildervortrages über seine zahlreichen Delegationsreisen und Erfahrungen in Nordkorea. Besonderes Augenmerk richtete er dabei auf das Atomwaffen-Programm des ostasiatischen Landes. Dabei ging er auf die unterschiedlichen Akteure ein. Pflug machte deutlich, welch entscheidende Rolle die USA im seit mehr als dreißig Jahren schwelenden Konflikt um das nordkoreanische Atomwaffenprogramm spielt. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete erläuterte, dass es zwischen 2006-2008 die Chance gegeben hätte, dass Nordkorea seine atomaren Ambitionen fallen lässt, um beispielsweise im Gegenzug Wirtschaftserleichterungen zu erhalten. Der erste Kühlturm in Nordkorea war bereits gesprengt, die Zeichen standen auf Entspannung. Die USA ließen allerdings die diplomatische Chance ungenutzt verstreichen und Nordkorea betrieb sein Atomwaffenprogramm weiter. Nun kurz vor den Olympischen Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang hat sich eine neue Tür geöffnet. Nord- und Südkorea haben Verhandlungen miteinander aufgenommen.

Dr. Hans-Joachim Schmidt, seines Zeichens Korea-Experte von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) stimmt der Einschätzung Pflugs zu, dass es noch etwa ein bis drei Jahre dauern wird, bis Nordkorea eine echte Nuklearmacht sei. Das Regime um Machthaber Kim Jong-un könne derzeit zwei Probleme noch nicht lösen: Die Sprengköpfe könnten derzeit noch nicht vor der Hitze beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre geschützt werden und die Nuklearwaffen müssen noch so weit miniaturisiert werden, dass sie sich mit Langstreckenraketen ans Ziel befördern lassen.

Im Nachgang zu den Vorträgen entwickelte sich eine engagierte Debatte bei der viel über die aktuelle Lage der Menschen in Nordkorea, über die Gefahren des Atomprogramms und über die Rolle der USA, Chinas und Europas für eine Entspannung des Nordkorea-Konflikts diskutiert wurde. Eine anwesende Südkoreanerin machte deutlich, wie sehr die SüdkoreanerInnen die Bedrohung fürchten. Sie wies darauf hin, dass viele Menschen in ihrer Heimat aktuell die größere Gefahr in der Person von Donald Trump und seiner sehr martialischen Ausdrucksweise als in Kim Jong-un sehen. Ein Fluchtweg bliebe den meisten SüdkoreanerInnen im Falle eines nuklearen Angriffs aufgrund der geografischen Lage versperrt.
Der Referent, die Experten und die anwesenden Gäste waren sich einig, nun muss alles getan werden, das neue diplomatische Zeitfenster zu nutzen. Allen Beteiligten muss es nun um eine Lösung gehen. Kompromissbereitschaft ist gefordert. Das Ziel aller Akteure zuallererst Nord- und Südkoreas, aber auch der USA, Chinas, Russlands und Europas muss sein: Nordkorea darf nie eine echte Nuklearmacht werden!