Landwirte brauchen Planungssicherheit – Ein Dialog zwischen Politik und Bauernverband

Die große Teilnehmerzahl zeigt das hohe Interesse am Meinungsaustausch zwischen der Politik und dem Bauernverband. Das Foto ist auf dem Hof von Andrea Rahn-Farr in Rinderbügenn bei Büdingen entstanden

Was bewegt die Landwirte im Umfeld von Rhein-Main? Diese Frage beschäftigte eine Gesprächsrunde des Arbeitskreises Landwirtschaft der südhessischen SPD unter Leitung von Joachim Diesner, gemeinsam mit dem Vorstand des Regionalbauernverbands Wetterau-Frankfurt. Auf dem 370-Hektar-Betrieb der Vorsitzenden Andrea Rahn-Farr in Rinderbügen, einem Stadtteil von Büdingen, trafen sich die rund 30 Vertreter von Landwirtschaft und Politik. Wir sind überparteilich und suchen das Gespräch und den Kontakt mit allen demokratischen Parteien, stellte die Vorsitzende gleich zu Anfang fest. Allerdings fordere der Verband die Mitglieder zu politischem Engagement in den Gremien vor Ort auf, um über die Öffentlichkeit über die Situation der Landwirtschaft zu informieren.

Schwerpunkt des Gesprächs waren die sich immer mehr verschärfenden staatlichen Umweltauflagen, die insbesondere kleinere und mittlere Betriebe belasten und die Erträge unter die Rentabilitätsschwelle drücken. Investitionen, die für zwanzig Jahre geplant und finanziert seien, erfordern oft schon nach zehn Jahren eine Ergänzung, weil sich die Standards verändern. Junge Betriebsübernehmer stellen deswegen vermehrt die Frage, ob sie überhaupt in das elterliche Unternehmen einsteigen und investieren. Immer mehr Betriebe ziehen sich aus der Veredlungswirtschaft, d.h. der Produktion von Milch und Fleisch zurück. Doch das kann und darf nicht das Ziel sein, darüber waren sich die Gesprächspartner einig. Für den Zeitraum einer getätigten Investition brauchen wir Planungssicherheit und keine Veränderung der Rahmenbedingungen, erklärten die Verbandsvertreter unisono. Diese Situation belastet insbesondere die mittelständigen Betriebe, während große Agrarunternehmen diese Auflagen eher verkraften können.

Joachim Diesner zeigte Verständnis für diese Forderung. Der Arbeitskreis will diese Argumente in die innerparteiliche Diskussion einzubringen, denn hier gebe es Defizite. Ziel ist auch die Stärkung des agrarischen Fachwissens in dem von der SPD geführten Bundesumweltministerium, um eine Sensibilisierung für landwirtschaftliche Themen zu erreichen.

In einer regen Diskussion wurden viele Punkte angesprochen. Der hohe bürokratische Aufwand, die Kontrolldichte, kleinliche Kontrolleure, die unterschiedliche Anwendung von Regelungen in den EU-Staaten, der permanente Flächenverbrauch, die Darstellung der Landwirtschaft in den Medien oder die Verbesserung der Informationen über die Ernährung im Schulunterricht. Auch der immer weiter vordringende Wolf, kam zur Sprache. Insgesamt ein fruchtbarer Austausch, wie Andrea Rahn-Farr und Jo Diesner zum Abschluss feststellten, denn für eine sichere, gesunde Ernährung und auch zur Stärkung des ländlichen Raums, sei eine intakte Landwirtschaft unverzichtbar. Ein Ziel, welches die Gesprächspartner gemeinsam anstreben.

Andrea Rahn-Farr (li) ist die Vorsitzende des Regionalbauernverbandes Wetterau-Frankfurt. Sie sucht das Gespräch mit allen demokratischen Parteien. Hier mit Joachim Diesner, Sprecher des SPD-Arbeitskreises Landwirtschaft.