Der Arbeitskreis Landwirtschaft und ländlicher Raum hat Ferike Thom, Mitglied im Landesvorstand der SPD Berlin, Doktorandin der Agrarökonomie und frühere stellv. Vorsitzende der Jungsozialisten, zum Thema „Grüne Gentechnik“ geladen.
Dieses Thema ist noch immer gesellschaftlich und politisch hoch umstritten und wird oft auf emotionaler statt auf sachlicher Ebene diskutiert.
Die Berliner Jusos haben daher im März 2021 einen Antrag beschlossen, der die Diskussion in eine Sachebene einordnet und wissenschaftlich aufklärt.
Es wird derzeit zwischen drei Züchtungsmethoden unterschieden: Konventionelle Züchtung, konventionelle Gentechnik und neue Gentechnik.
Konventionelle Züchtung, die zu Mutationen beispielsweise durch Bestrahlung führt, ist älter als das Gentechnikgesetz von 1990. Daher ist nur diese Züchtungsmethode zugelassen.
Konventionelle Gentechnik, etwa die transgene Veränderung durch Bakterien, und die neue Gentechnik sind trotz der wissenschaftlichen Kenntnisse rechtlich nicht zugelassen.
Diese Ungleichbehandlung der Methoden verbietet die Forschung auf dem freien Feld und erschwert die wissenschaftliche Arbeit so deutlich.
Der Grundsatz der Berliner Jusos ist es, dass politische Arbeit durch konkrete wissenschaftliche Erkenntnisse abgeleitet werden muss. Das bedeutet, Entscheidungen in der Politik dürfen nicht auf irrationalen Annahmen und gefühlten Wahrheiten beruhen. Gerade im Bereich der Ernährung ist das jedoch eine besonders große Herausforderung, da es ein sehr persönliches und emotionales Thema ist, das allerdings auch viel Vorwissen voraussetzt.
Die konventionelle Züchtungsmethode ist keineswegs sicherer als die neue Gentechnik, aber da sie seit langem angewandt wird und deren Methoden weitgehend unbekannt sind, ist sie auch gesellschaftlich akzeptiert.
Bewegung kam erst im Jahr 2018 in das Thema. Der Europäische Gerichtshof urteilte, dass es keine Differenzierung im Gesetz geben könne. Er kritisierte, dass in der Gesetzgebung bisher nicht das fertige Produkt angeguckt wurde, sondern nur der Prozess ausschlaggebend war.
Ferike Thom wies in ihrem Beitrag darauf hin, dass die Forschung und Produktion von Saatgut, Dünge- und Pflanzenschutzmitteln in die öffentliche Hand übergehen sollten.
Regeln, die die Forschung unterbinden, müssten gelockert werden und Patente und Lizenzen sich stärker am Gemeinwohl orientieren, anstatt Großkonzerne, die die Patente derzeit in der Hand halten, zu stärken. Außerdem fordern sie eine Rechtssicherheit für Landwirtinnen und Landwirte.
Eine der Hauptaufgaben für eine progressive Gentechnik ist es, die Verbraucher:innen aufzuklären. Einseitige Kennzeichnungen wie „gentechnikfrei“ sind dabei irreführend und wertend und sollten daher nicht verwendet werden.
Der Antrag der Berliner Jusos sorgte bei einigen Genoss:innen zu viel Skepsis, da nur die wenigsten wissen, wie die Ernährungsindustrie funktioniert. Es ist daher notwendig entspannt und unemotional über das Thema zu reden und Wissen zu vermitteln. Die neue Gentechnik kann einen Teil zum Kampf gegen den Klimawandel beitragen und die Welternährung revolutionieren. Ernährungspolitik muss daher international gedacht werden.
Natürlich gehen mit der Gentechnik auch Gefahren einher, die jedoch bei allen oben genannten Züchtungsmethoden auftreten können. Es besteht immer die Möglichkeit, dass ein Produkt auch Eigenschaften erhält, die die Wissenschaft vorher nicht auf dem Schirm hatte. Eine 100-prozentige Sicherheit ist dabei nicht möglich. Weder bei der neuen Gentechnik noch bei der konventionellen Züchtung.
Aus diesem Grund muss genau abgewogen werden, wie Ernährung der Zukunft aussehen soll. Dabei müssen wissenschaftliche Fakten zur politischen Entscheidung beitragen, nicht gefühlte Wahrheiten, ohne rationale Basis.
Der Arbeitskreis Landwirtschaft und ländlicher Raum der SPD Hessen-Süd ist mehrheitlich der Meinung, dass In Anbetracht des fortschreitenden Klimawandels und der Pflanzenschutzstrategie des Bundes, die Züchtung neuer resistenter Sorten von zunehmender Bedeutung ist. Der wissensbasierte Einsatz neuer Züchtungsmethoden ist in Zeiten des Klimawandels notwendig.
Hier geht es zum Antrag „Neue Züchtungsmethoden“ des AK Landwirtschaft und ländlicher Raum