Um den Bedarf an preiswertem Wohnraum dessen Bau auch klimatologischen Gesichtspunkten gerecht wird, zu entsprechen, muss an vielen Stellschrauben gedreht werden. Und es muss auch experimentiert werden. Das macht die SEG im Wiesbaden. Dort entsteht das vorerst höchste Gebäude in hybrider holzbauweise Hessens. Über das Projekt berichtete der Geschäftsführer der SEG im Arbeitskreis Wohnungspolitik, Städtebau und Regionalentwicklung des SPD Bezirks Hessen Süd.
Warum mehrgeschossig mit Holz bauen?
Es sind zwei überzeugende Gründe, die für den Holzbau sprechen. Holz hat ein geringes Eigengewicht und gute Dämmungseigenschaften. Zweitens: der ökologische Fußabdruck ist deutlich geringer, als beim konventionellen Bauen. Schon nach einer Lebensdauer von 30 Jahren ist die CO² Bilanz positiv. Hält das Haus länger, wird die CO² Bilanz sogar positiv. Und das ist nicht unwahrscheinlich!
Es gibt aber Hemmnisse!
Die hohe CO² Einsparung gelingt allerdings nur, bei der Konstruktion großer Baukörper. Das heiß Häuser im Geschossbau. Dazu muss das Baurecht sicher gemacht werden. Zwar gibt es in Hessen eine im Januar 2022 geänderte Holzbaurichtlinie, die aber vom zuständigen Wirtschaftsminister Tarek Al Wazir noch nicht als Erlass umgesetzt wurde. Das ist erstmal verwunderlich für einen grünen Minister.
Zweitens müsste die Förderung der KfW auch für den Holzbau angepasst werden. Zurzeit bilden die Förderrichtlinien ausschließlich Einsparungen im Energieverbrauch ab. Die CO² Reduzierung wird aber noch nicht „belohnt“. Es besteht aber die berechtigte Hoffnung, dass im Rahmen der Überarbeitung der KfW Förderrichtlinien auch dieser Aspekt Berücksichtigung findet.
Der Wohnturm mit Kita Kastel-Housing in Wiesbaden
Das Haus ist ein Leuchtturmprojekt, einmalig in Hessen. Auf 8 Geschossen werden in dem Vorort der Landeshauptstadt 21 Wohnungen, davon 9 geförderte Wohneinheiten und eine Kindertagesstätte gebaut. Die Fertigstellung ist für Mitte 2023 projektiert. Nach Aussage von Roland Stöcklin wird das Gebäude nach 20 Jahren im Betrieb einmal so viel Emission verbraucht haben, wie ein konventionelles Haus vergleichbarer Größe in einem Jahr. Das klingt überzeugend.
Blick über den Tellerrand
Nicht nur Wiesbaden ist auf dem Felt des Holzbaus aktiv. Auch in Frankfurt wird ein reines Bürogebäude geplant. In Kempten steht bereits ein 7 geschossiges Gebäude. Berlin plant sogar ein 29 geschossiges Wohnhochhaus. Es müssen noch weitere Erfahrungen gesammelt werden. Mit jedem neuen Projekt werden Architekten und Projektentwickler Erfahrungen sammeln. Das macht Mut und Hoffnung!