Neue Blutspenden-Richtlinie
Entgegen der Ankündigung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach wird das Blutspendeverbot nicht vollständig abgeschafft. Die Formulierung wird lediglich dahingehend geändert, dass nun Männer, die Sex mit Männern haben, nicht mehr kategorisch ausgeschlossen werden. Stattdessen werden unabhängig vom Geschlecht Menschen pauschal ausgeschlossen, die beispielsweise außerhalb einer Beziehung Analverkehr haben oder Sexarbeit betreiben oder nutzen.
Zwar begrüßen wir die Abschaffung der Kategorie „MSM“ und die künftige Befragung des sexuellen Risikoverhaltens unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung. Jedoch sehen wir es dennoch als unbefriedigend und enttäuschend für die queere Community an, dass weitere mögliche Aspekte von Safer Sex nicht zur Risikobewertung mit hinzugezogen und stattdessen Analverkehr und Sexarbeit pauschal als Risiko stigmatisiert werden.
Queere Menschen stellen einen potentiell großen Pool von Spendewilligen dar, die überdurchschnittlich gut über sexuell übertragbare Krankheiten aufgeklärt sind und denen aus diesem Grund mehr Vertrauen und Eigenverantwortung zugestanden werden müsste, insbesondere in Anbetracht der stetig sinkenden Zahlen von HIV-Neuinfektionen. Dazu zählen auch das Hinzuziehen weiterer, präziserer Kriterien für eine mögliche Blutspende, wie beispielsweise zu Safer Sex Techniken wie PrEP und/oder Kondomen oder das regelmäßige Testen auf sexuell übertragbare Krankheiten. Hier wird leider weiterhin keine Präzisierung in der Vorauswahl der Spendenden vorgenommen. Auch der Auschlusszeitraum von 4 Monaten erachten wir als sehr großzügig gewählt, in Anbetracht dessen, dass gängige HIV-Tests bereits nach 6 Wochen hochpräzise eine Infektion nachweisen können und andere Länder eine ähnliche Sperrfrist von nur 3 Monaten erfolgreich etablieren konnten.
Die Datenlage, auf der die Entscheidung u.a. der Bundesärztekammer [sic] beruht, muss dahingehend stetig erweitert und verbessert werden, um sowohl die Patient*innensicherheit auf einem hohen Niveau zu halten, als auch den Kreis potenzieller Spender*innen stetig zu erweitern. In Zeiten von regelmäßiger Blutknappheit in Kliniken können wir es uns nicht leisten, langfristig an solch stringenten Kriterien festzuhalten. Hier erwarten wir in Zukunft präzisere Regelungen auf wissenschaftlicher Grundlage, um Blutspenden immer sicherer und zugänglicher zu machen.